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Besinnung KAB-Remshalden Hauptversammlung 27.01.2025

Unser Präses Diakon Bernd-Günter Barwitzka hielt die folgende Besinnung anlässlich unserer Hauptversammlung.

Ah, sozial! – dafür tret‘ ich ein

 

Eine Frau hat ihr ganzes Leben für ihre zwölf Kinder eingesetzt. Zu einem Festtag lädt sie alle ihre Kinder ein. Sie backt einen großen Kuchen, in den sie alles hineintut, was sie an Zutaten hat. Aber auch all ihren Einsatz und ihre Liebe, mit der sie alle Kinder in gleicher Weise liebt. Dann setzt sie den

Kuchen ihren Kindern vor und sagt: „Teilt ihn unter Euch.“ Dann geht sie hinaus. Sofort nehmen sich die beiden Stärksten Dreiviertel des Kuchens. Die anderen streiten sich um den Rest und geraten sich dabei in die Haare. An die beiden Stärksten aber wagt sich niemand heran. Als die Mutter wieder ins Zimmer kommt, wird sie traurig. Der Kuchen reichte für alle. Jeder bekäme genug. Jeder bekäme genug von ihrer Liebe. Jetzt aber ist Streit. Auf ihr Zureden erklären sich die beiden Stärksten bereit, von den Dreivierteln des Kuchens, die sie sich gesichert hatten, ein Viertel wieder abzugeben und unter die anderen zu verteilen. „Freiwillig.“ Die Hälfte jedoch behalten sie für sich. Die andere Hälfte

war für die zehn anderen bestimmt. Der Streit wird weitergehen.

 

Liebe Mitglieder,

Wir erleben eine anhaltende Verschärfung der sozialen Situation in unserem Land. Durch sich überlagernde Krisen und deren Folgen, die es zu bewältigen gilt. Im Tauziehen um die Verteilung finanzieller Ressourcen stehen Bund, Land und Kommunen vor einer Zerreißprobe. Die öffentliche Diskussion um den Einsatz der Haushaltsmittel zeigt, dass wir vor einer Werte – Entscheidung stehen: In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Wo sollen Abstriche gemacht werden? Bei sozialer Absicherung, bei der Bildung, bei der Zukunft unserer Kinder, bei der Pflege unserer Eltern, der Rente, bei der Teilhabe von Menschen mit Behinderung, beim Klimaschutz, beim Recht auf Asyl?

Ausspielen der Schwächsten gegeneinander
Die öffentliche Debatte zu diesen Fragen ist zunehmend erschreckend und schürt Vorurteile gegen die Verletzlichsten unserer Gesellschaft. Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger werden als generell arbeitsunwillig diffamiert und gegen Geringverdienende ausgespielt. Das spaltet unsere Gesellschaft. In der Diskussion über Migration stehen sich extreme Positionen absurd gegenüber. Die Darstellung von Migrantinnen und Migranten spaltet unsere Gesellschaft. Die Mütterrente wird infrage gestellt. Der Abbau des Sozialstaates wird immer wieder als legitime Möglichkeit der Krisenbewältigung gehandelt, während die Tafeln am Limit sind. Die Länge der Schlangen an den Tafelausgaben zeigen uns, wie es um die soziale Gerechtigkeit und die Schere zwischen Arm und Reich in unserem Land bestellt ist. Hier und jetzt gilt es, unsere Positionen auf der Grundlage der katholischen Soziallehre zum Ausdruck zu bringen und in unsere Gesellschaft zu kommunizieren.

Die Verteilung der Einkommen kann nicht allein dem Markt überlassen werden. Wichtigstes Medium der Wertschöpfung der Arbeit bleibt der Mensch in seiner Beziehung zu den natürlichen Lebensgrundlagen. Es lohnt sich, für die Würde des Menschen zu kämpfen und sich für den Wert der Arbeit gemeinsam einzusetzen. So sage ich allen unseren Mitgliedern ein respektvolles „Dankeschön“ und ein „Vergelt’s Gott“.

Psalm 97 nach Pierre Stutz soll dies verdeutlichen

Hunger und Durst nach Gerechtigkeit

 

Deine Gerechtigkeit verstummt nie – überall auf der Welt

lassen sich Menschen bewegen nicht nur sich selber gerecht zu werden

sondern den Hunger nach Deiner Gerechtigkeit wach zu halten.

 

Deine Gerechtigkeit wird sichtbar im Kampf gegen entwürdigende Arbeitsplätze

entmündigende Bestimmungen, diskriminierende Sprüche.

 

Dein Licht erfüllt gerechte Menschen, die kinder- und jugendgerechte

Beziehungsorte fördern, die feiern und spielen können –

aller Ungerechtigkeit zum Trotz, Deiner Gegenwart zuliebe.

 

Präses Bernd-Günter Barwitzki, OFS

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