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1. Mai, Tag der Arbeit und Sonntag — Sonntag ein Geschenk des Himmels !/?

Einführung:

Bei einer näheren Betrachtung sind es besondere Feiertage. Der 1. Mai als „Tag der Arbeit“, als Feiertag für das Engagement vieler Arbeiter*innen für gerechten Lohn und menschenwürdige Arbeit. In der jüdisch-christlicher Tradition ist der „Tag des Herrn“ Zeichen der Verbundenheit mit dem Glauben an den einen Gott. Das Gemeinsame am 1. Mai und am arbeitsfreien Sonntag ist ihr Leitbild für ein gutes Leben für alle Menschen.
Dies ist der Anlass für uns, am Sonntag, den 1. Mai 2022 beide Feierlichkeiten miteinander im Gottesdienst zu verbinden. Mit einem Besuch des Gottesdienstes und vielleicht der 1. Mai Feier des DGB können Sie dieses gemeinsame Anliegen eines freien Tages erleben.
Der arbeitsfreie Sonntag ist das Symbol dafür, dass Leben mehr ist als Arbeit, dass Gesellschaft mehr bedeutet als Wirtschaft. Der Sonntag ist der einzige Tag der Woche, der sich ökonomisch nicht rechnen muss. Der gemeinsame freie Sonntag macht die Menschen frei, um zu genießen, zu spielen, zu reden, das Gemeinschafts- und Familienleben zu pflegen, Gottesdienste und Feste zu feiern. Der Zeittakt der Wirtschaft und die geplante und verplante Zeit der Arbeit hat eine sinnvolle Grenze: den Sonntag.

„Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte“

Tagesgebet:
Heiliger Gott, wir danken Dir für den Sonntag.
Du schaffst Licht in der Finsternis, Freude in den Traurigen, Leben in den Schwachen.
Schaffe Licht auch in uns an diesem Sonntag.
Lege den Sinn für Gemeinschaft in die Menschen unseres Ortes, damit wir das Gemeinsame vor das Trennende stellen können und als Gemeinde Jesu Christi wachsen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, dem Herrn der Kirche, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und Leben schafft, jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen

Lesung aus dem Buch Genesis (Gen 2, 1-3)

So wurden Himmel und Erde vollendet und ihr ganzes Gefüge. Am siebten Tag vollendete
Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein
ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig;
denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.

Evangelium nach Lukas, (Luk 10, 1-7)

Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.

Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden! 

Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. 

Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg! 

Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! 

Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. 

Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!

 

– Ausführungen zum Tag der Arbeit, zum Sonntag, anstatt der Predigt
Liebe Schwestern und Brüder,

An diesem Sonntag, den 1.Mai 2022, begehen wir auch den „Tag der Arbeit“. Deshalb will ich einmal all denen danken, die heute für uns arbeiten müssen.
Herzlichen Dank allen Beschäftigten, die heute Dienst tun für uns!
Dank sei den Beschäftigten in Krankenhäusern, Altenheimen und Pflegediensten, den Ärzten, den Not- und Rettungsdiensten, der Feuerwehr, dem Personal in den Gaststätten, Cafés und Tourismusorten, den Mesnern, Organisten, Pfarrern, Diakonen und pastoralen Mitarbeitern/innen … und vielen, vielen Arbeitnehmern und Selbständigen quer durch alle Branchen. Danke für alle eure notwendige und sinnvolle Arbeit, für euren Einsatz im Dienst an der Gemeinschaft.
Sonntag, das ist ein besonders wichtiger Tag für den Menschen. Das Spüren vor allem diejenigen, die heute Dienst tun. Wer keinen freien Sonntag hat, der kann in Gefahr geraten.
Neuere Studien haben ergeben, dass Beschäftigte, die häufig sonntags arbeiten müssen, ein insgesamt höheres Krankheitsrisiko haben. Sie haben nicht so oft Anteil am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Ihnen fehlt ein wichtiger Tag, um Leute zu treffen und um sich gut entspannen zu können. Sie haben weniger Gelegenheiten für die Erfahrung von Gemeinschaft in der Familie, in Vereinen und in der Kirche. Insofern kann es uns nicht gleichgültig sein, wenn wir wie auch in den vergangenen Jahren, durch die Statistik erfahren: die Sonntagsarbeit in Deutschland hat wieder zugenommen. Schleichend, wenn nicht gar verdeckt durch „Homeoffice“, vollzieht sich ein Wandel in der Arbeitswelt. Manche Kräfte und Interessensverbände wollen die „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“, in der es keinen Sonntag mehr geben wird. Können wir das so einfach zulassen?
Es wird also Zeit, dass wir uns wieder auf die Wurzeln des Sonntags besinnen. Der Sabbat/der Sonntag, so sagen Fachleute, ist das älteste Sozialgesetz der Welt. Die ersten Seiten der Bibel berichten davon, dass der Schöpfer der Welt am 7. Schöpfungstag etwas ganz Besonderes tat – Gott ruhte:
„Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig.“ (Buch Genesis)
Es heißt nicht, Gott vollendete sein Werk, indem er alles nochmal genau ansah, alle Tiere und Pflanzen herausputzte, die Meere säuberte, den Menschen aufpolierte – Nein. Gott vollendet sein Werk im Nichtstun, im „Aufhören“, in der Ruhe des Sabbattages, des Sonntags.
Ich glaube, Da steckt Das wesentliche des Sonntags drin. Mensch, gib Ruhe! Lass einmal in der Woche alles liegen. Erkenne, dass du angewiesen bist, überlasse dich ganz und gar deinem Schöpfer. Überlasse dein Leben dem Gott des Lebens. Dem Gott, der in der Ruhe sein Werk und dein Werk veredeln will, der es vollenden will.
In unserer für viele sehr hektischen und gehetzten Welt denkt so mancher Mensch um. Man fragt sich, ob das denn ewig so weitergehen kann, mit „Immer-erreichbar sein“, „Immer-schneller“, „Immer-hektischer“, „Immer- ungesünder“. Viele Menschen leiden unter „Burn-out“ (Ausgebrannt-sein), unter Depressionen, unter Zwängen, die unser Umgang mit der Zeit mit sich bringen. Ein neuartiges Recht wird gefordert, das Recht, zu bestimmten Zeiten unerreichbar zu sein. Und hier kommt wieder der Sonntag ins Spiel. Sonntag ist für die allermeisten Menschen der „Tag der Unerreichbarkeit“, weil die meisten von uns frei haben.
Ein Betriebsrat eines Autokonzerns regt dazu an, diese Frage als „Selbsttest“ ehrlich
für sich zu beantworten:
„Gelingt es euch, einmal in der Woche für 24 Stunden nicht an eure Firma zu denken?“
In manchen Firmen achtet man inzwischen verstärkt darauf, dass es eine Zeitkultur
gibt, die Zeiten der Unerreichbarkeit ebenso einschließt wie Zeiten der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Menschen in der modernen Arbeitswelt brauchen dringend diesen Schutz und die entsprechende Erholung.
Mit dem arbeitsfreien Sonntag haben wir einen wichtigen Tag, den wir heute wieder stärker schützen und verteidigen müssen. Er hat einen besonderen Charakter. Diesen besonderen Tag sollten wir aber auch manchmal entschieden verteidigen, wie es ein Bäcker neulich mit einem Aushang in den Schaufenstern seiner Geschäfte tat. Da stand: „Am 7. Tage sollst du ruhn“. Das finden wir auch für unsere Beschäftigten, für unsere Familie und für unsere Kunden wichtig. Deshalb halten wir am Sonntag geschlossen. Wir wünschen Ihnen, liebe Kunden, einen schönen Sonntag!“ Ein mutiger Schritt der Bäckersfamilie.
Dem Sonntag sollten wir in unserem Leben einen besonders gestalteten Charakter geben. In jüdischen Familien entzündet die Frau des Hauses am Sabbat bei jeder Mahlzeit eine besondere „Sabbatkerze“. Durch diesen Brauch angeregt, steht auch bei uns im Haus jeden Sonntag die „Sonntagskerze“ auf dem Esstisch und leuchtet als Licht der Auferstehung Christi in die Welt. Nehmen Sie einfach Ihre Osterkerze und machen Sie aus ihr die Sonntagskerze. Denn an jedem Sonntag feiern wir das „allwöchentliche Osterfest“, sagt Augustinus. Dies kann uns die Sonntagskerze immer wieder vermitteln.
Lieber Schwestern und Brüder, „ohne Sonntag gibt es nur Werktage“, sagen die Kirchen und setzen sich, auch im Rahmen der „Allianz für den freien Sonntag“, für den Erhalt des Sonntags ein. Sonntag ist der Tag des Atemholens, der Tag der Familien, der Tag der Feste und Feiern, der Tag der Spaziergänge, der Tag der Kultur, der Tag der Gemeinschaft, der Tag der Solidarität, kurzum – der Tag des Menschen und der Tag des Herrn. Das soll aber auch so bleiben.

Fürbitten
Gott, unser Vater, du hast uns den Sonntag geschenkt als Tag der Ruhe und Erholung, als Tag der Schöpfung, als Tag des Schöpfers und als Tag des Menschen. Höre unsere Bitten:

– Für alle Menschen, die heute am Sonntag arbeiten müssen:
Hilf ihnen, das Notwendige zu tun und bewahre sie vor Überlastung und gesundheitlichen

Schäden.
– Du, Gott des Lebens. – Alle: Wir bitten dich erhöre uns

– Für die Regierenden: dass sie sich dem grundgesetzlichen Schutz des Sonntags verpflichtet

wissen und sich den Bestrebungen zur Ausweitung von Sonntagsarbeit entschieden widersetzen.
– Du, Gott des Lebens. – Alle: Wir bitten dich erhöre uns

– Für die Beschäftigten, die krank geworden sind, unter Depressionen und Burn- out
leiden. Steh ihnen bei, dass sie die Ursachen ihrer Krankheit erkennen und die richtigen Schritte zur Gesundung tun.
– Du, Gott des Lebens. – Alle: Wir bitten dich erhöre uns

– Für uns Christen – Stärke uns im Einsatz für den arbeitsfreien Sonntag und hilf uns,
diesen besonderen Tag als Tag des Herrn, als Tag der Familie und der Kultur aktiv zu
begehen.
– Du, Gott des Lebens. – Alle: Wir bitten dich erhöre uns

– Für alle, die die Bedeutung des Sonntags nicht kennen. – Öffne ihre Herzen, damit
sie den Sinn des Sonntags als Tag der Befreiung von Knechtschaft und Schuld und
als Tag der Auferstehung Jesu Christi erkennen können.
– Du, Gott des Lebens. – Alle: Wir bitten dich erhöre uns

  • Für alle, die unter der kriegerischen Auseinandersetzung in der Ukraine leiden oder bereits flüchten mussten. Gib den Verantwortlichen und dem Verursacher die Einsicht, dass nur durch eine sofortige Einstellung aller kriegerischen Handlungen Besserungen für die unschuldigen Menschen erreicht werden können.

– Du, Gott des Lebens. – Alle: Wir bitten dich erhöre uns

– Für unsere Verstorbenen – Lass sie ewigen Frieden finden in Dir.
– Du, Gott des Lebens. – Alle: Wir bitten dich erhöre uns

Gütiger Gott, wir danken dir all das, was du uns immer wieder neu ins Bewusstsein
rufst. Hilf uns in der Neubesinnung auf den Sonntag hin,

durch Christus, unsern Herrn.

Amen

„Menschen brauchen den Sonntag“
(Auszüge aus der gemeinsamen Erklärung des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands
und der Deutschen Bischofskonferenz)

„Der Sonntag gehört zu den wichtigen Beiträgen des Christentums zur Kultur unserer Gesellschaft.“
„Über die Notwendigkeit, den Sonntag zu schützen, herrscht in weiten Teilen der Bevölkerung Übereinstimmung.
Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung lehnen eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten am Sonntag ab.“
„Problematisch ist diese Entwicklung, wenn das ökonomische Kalkül alle Lebensbereiche bestimmt, soziale Beziehungen belastet und persönliche Zeitgestaltung immer mehr einengt.“
„Ohne Sonntag gibt es nur Werktage.“
„Der Sonntag ist nicht ein Überbleibsel einer vergangenen Epoche, sondern eine Chance für eine Gesellschaft im Wandel.“
„Die gottesdienstliche Feier des Sonntags und seine gemeinsame Gestaltung in der Gemeinde muss mit neuem Leben erfüllt werden.“
„Der Sonntag unterbricht den Kreislauf von Arbeit und Konsum.“
„Der Grundsatz `Zeit ist Geld` soll nicht alle Tage beherrschen. Menschen müssen Zeit haben für das, was sich ökonomisch nicht rechnet.“
„Der Sonntag gibt dem Zeitempfinden einen wiederkehrenden Rhythmus und gewährt einen regelmäßigen Freiraum.“
„Wenn der Vater seinen Sonntag am Montag hat, die Mutter am Mittwoch, und die Kinder am Sonntag, belastet dies die Familie und trägt zur Entstehung von Konflikten bei.“
„Wer den Sonntag feiert, bekennt: Christus ist auferstanden, er lebt.“
„Die Verantwortung der Wirtschaft darf sich nicht auf ein kurzfristiges betriebswirtschaftliches Kalkül beschränken. Auch die Wirtschaft trägt Mitverantwortung für Mensch, Gesellschaft und Kultur.“
„Der Sonntag ist für alle Menschen – gleich welcher religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung – ein Angebot zur Besinnung und zum Innehalten.“
„Wir bitten die Christen, öffentlich für den Wert des Sonntags einzutreten und durch ihr Verhalten die Bedeutung von gewährter Zeit, von gemeinsamer Freizeit, von Besinnung und Ruhe bewusst zu machen.“
„Der Sonntag zeigt, dass alle Zeit in der Hand Gottes liegt.“

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